Who Cares?

Welche Care-Modelle und -Strukturen kennen und leben wir? Wie können wir die Zukunft neu denken? Mit Lego Serious Play neue Care-Zukünfte entwickeln.

Unter dem Titel «Who cares? Uns kümmert’s!» organisierte der Verein femmes sapiens seine dritte Tagung im Zimmermannshaus Brugg. Ziel war es, die unsichtbare Care-Arbeit sichtbar zu machen und einen dringend notwendigen gesellschaftlichen Wandel anzustossen. Die Präsidentinnen Manuela Morelli und Astrid Baldinger sowie das gesamte Team und Teilnehmerinnen betonten mit Nachdruck, dass der «Eisberg» der unsichtbaren Care-Arbeit schmelzen muss – und zwar jetzt.

Die Tagung bot ein vielfälltiges Programm, das den enormen Wert der Care-Arbeit aufzeigte, die häufig als private Aufgabe abgetan wird, obwohl sie die Basis der Gesellschaft bildet. In den morgendlichen Workshops wurde intensiv diskutiert, warum Care-Arbeit keine individuelle Herausforderung ist, sondern ein gesellschaftliches Problem. Zentral war das Konzept eines vierten Wirtschaftssektors: Neben Landwirtschaft, Industrie und Dienstleistungen wurde die Sorge- und Versorgungswirtschaft als zentrales Element einer neuen wirtschaftlichen Erzählung hervorgehoben. Diese umfasst sowohl bezahlte als auch unbezahlte Care-Arbeit, die Milliarden wert ist und als tragende Säule der Gesellschaft anerkannt werden muss.

Im Rahmen einer Podiumsdiskussion mit Expertinnen wie Marianne Binder, Ruth Müri und Danielle Axelroud wurde die «Care-Krise» und die daraus resultierende «Care-Gap» – eine Finanzierungslücke von über 100 Milliarden – deutlich gemacht. Marianne Binder unterstrich: «Familienarbeit ist kein Defizit, sondern bietet eine grosse Chance. Sie ist das Fundament unserer Gesellschaft.» Andrea Voellmin, ehemalige Staatsarchivarin, fügte hinzu: «Unsere Gesellschaftsverträge machen die Arbeit der Frauen unsichtbar, obwohl unsere gesamte Gesellschaft darauf aufbaut.»

Ein Höhepunkt der Tagung war der Workshop des Zukunftslabors, der die Teilnehmenden dazu einlud, mit der Methode Lego® Serious Play® visionäre Modelle für eine gerechtere Verteilung von Care-Arbeit zu entwickeln. Unter der Leitung von Simona Hofmann und Friederike Vinzenz entstanden kreative Ansätze, die Gemeinschaft und generationenübergreifendes Zusammenleben in den Fokus rückten. Vinzenz betonte: «Es ist entscheidend, Gedanken und Ideen sichtbar zu machen, um Wandel zu ermöglichen.»

Neben inspirierenden Vorträgen und Diskussionen bot die Tagung auch Raum für informellen Austausch. Der Büchertisch lud zum Stöbern ein, und das gemeinsame Essen förderte die Vernetzung der rund 60 Teilnehmerinnen. Den emotionalen Abschluss bildete der Auftritt der U20-Schweizer Meisterin im Poetry Slam, Johanna Ruoff. Mit ihrer Wortgewandtheit fesselte sie das Publikum und fasste die Essenz des Tages eindrucksvoll zusammen: «Care-Arbeit ist nicht nur ein Thema für Frauen – sie betrifft uns alle.»

Die Veranstaltung zeigte eindrucksvoll, dass der Wandel in der Wahrnehmung und Wertschätzung der Care-Arbeit zentral für eine gerechtere und nachhaltigere Gesellschaft ist.

 

Institution

femmes sapiens
frauengeschichte(n) sichtbar machen
Manuela Morelli (Co-Präsidentin)
Astrid Baldiger (Co-Präsidentin)


Team

Zukunftslabor
Simona Hofmann
Friederike Vinzenz


Veranstaltungsdatum

21. Septber 2024
Link zur Veranstaltung


Funktion

Co-Leitung Workshop
expert, content, speaker


Presse
Link zum General-Anzeiger
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